Juni 13, 2023

Warum kann Stuhlverstopfung zu Harninkontinenz führen?

Stuhlverstopfung kann unangenehme Folgen haben, darunter auch Harninkontinenz. In diesem Artikel untersuchen wir die Zusammenhänge und Ursachen und geben praktische Tipps zur Vorbeugung und Behandlung von Stuhlverstopfung.

Wann spricht man von Stuhlverstopfung? #

Als Stuhlverstopfung, auch Obstipation oder Verstopfung genannt, bezeichnet man in der Medizin eine erschwerte Darmentleerung, die weniger als dreimal pro Woche auftritt. Etwa 20 Prozent der Deutschen leiden zumindest gelegentlich unter Stuhlverstopfung, davon etwa 75 Prozent Frauen. Das in der Fachsprache verwendete Wort Obstipation kommt vom lateinischen "(voll)stopfen", "dicht zusammendrängen", "das Gedrängtsein", "die Anhäufung" (Wikipedia).

Was sind die Symptome einer Stuhlverstopfung? #

Folgende Symptome können bei einer Stuhlverstopfung auftreten

  • Zu harter Stuhl
  • Zu seltener Stuhlgang
  • Stuhlgang nur mit starkem Pressen möglich
  • Kleine und harte Stuhlklumpen
  • Gefühl der unvollständigen Entleerung

Begleitend können Bauchschmerzen, Blähungen, Völlegefühl und Darmwinde auftreten. Es kann auch zu einer sogenannten paradoxen Obstipation kommen, bei der sich Durchfall und Verstopfung abwechseln.

Was sind die Ursachen für Stuhlverstopfung? #

Stuhlverstopfung kann viele Ursachen haben. Manchmal, vor allem im Alter oder bei chronischen Erkrankungen, können die Ursachen auch kumulieren.

Ballaststoffarme Ernährung und zu wenig Flüssigkeitszufuhr #

Eine ballaststoffarme Ernährung mit wenig Quellstoffen und dafür zu viel Fett und Eiweiß führt zu einem geringen Stuhlvolumen und einer verminderten Darmperistaltik. Unter Peristaltik versteht man die rhythmischen Eigenbewegungen des Darms, um den Nahrungsbrei voranzutreiben. Kommt dann noch eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme hinzu, können sich umso leichter harte Stuhlklumpen bilden, die nur stark verzögert und eventuell unter Schmerzen entleert werden können.

Mangelnde Bewegung #

Bewegung regt den Darm zwar nicht direkt zur Bewegung an, erhöht aber die gesamte Stoffwechselaktivität und damit auch die Darmmotilität, wiederum ein anderes Wort für die Eigenbewegung des Darms. Indirekt kann also Bewegungsmangel oder völlige Immobilität im Bett oder Rollstuhl eine Obstipation stark begünstigen.

Krankheiten #

Eine Vielzahl von Erkrankungen kann meist als “Nebenerscheinung” eine Obstipation auslösen. Dies können sowohl Darmerkrankungen, neurologische Erkrankungen als auch Stoffwechselerkrankungen sein. Auch verschiedenste Medikamente können die Darmperistaltik und eine physiologische Darmentleerung beeinflussen.

Erkrankungen des Darms

Eine Reihe von Darmerkrankungen kann zu Verstopfung führen. Am bekanntesten ist das Reizdarmsyndrom, das sowohl mit Durchfall als auch mit Verstopfung einhergehen kann. Auch bei Darmkrebs kann es zu diesem Wechsel kommen. Verstopfung kann auch bei Divertikeln (Darmausstülpungen) und Divertikulitis (entzündeten Darmausstülpungen), Darmpolypen, Hämorrhoiden, Analfissuren und Morbus Crohn, einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, auftreten.

Neurologische Erkrankungen

Auch hier gibt es eine Vielzahl von Erkrankungen, die zu einer Stuhlverstopfung führen können. Häufig betroffen sind Patienten mit Morbus Parkinson und Multipler Sklerose. Auch Demenzerkrankungen führen im fortgeschrittenen Stadium aufgrund der verminderten und erschwerten Nahrungsaufnahme sowie der eingeschränkten Mobilität häufig zu Obstipation. Verletzungen der Wirbelsäule bis hin zu Querschnittslähmungen können ebenfalls zu einer Stuhlverstopfung führen.

Stoffwechselerkrankungen

Bei den häufigen Stoffwechselerkrankungen sind vor allem die Schilddrüsenunterfunktion, bei der der gesamte Stoffwechsel verlangsamt abläuft, und der Diabetes mellitus zu nennen. Beim Diabetes kommt es durch die erhöhten Blutzuckerwerte und die veränderte Stoffwechsellage zu einer Veränderung der Nerven, die den Darm bewegen, und damit häufig zu einer Darmträgheit.

Nebenwirkungen von Medikamenten #

Viele Medikamente können Verstopfung verursachen.

  • Opioide und ihre Derivate, im Volksmund oft einfach “Morphium” genannt, führen fast immer zu Verstopfung. Diese Medikamentengruppe wird bei sehr starken Schmerzen eingesetzt und hat als unerwünschte Nebenwirkung eine verminderte Darmperistaltik. Auch der Hustenstiller Codein gehört dazu.
  • Antidepressiva und andere Psychopharmaka können, müssen aber nicht zu Verstopfung führen.
  • Anticholinergika, wie sie bei Reizblase, Asthma oder Parkinson eingesetzt werden.
  • Eisenpräparate
  • einige Mittel gegen Bluthochdruck
  • Der Missbrauch von Abführmitteln kann paradoxerweise seinerseits zu einer Abhängigkeit führen. Bei regelmäßiger Einnahme von Abführmitteln kann es zu Elektrolytverschiebungen kommen, vor allem des Kaliums, was zu Verstopfung führen kann. Abgesehen davon “gewöhnt” sich der Darm an die Hilfe von außen und bewegt sich von selbst kaum noch.

WICHTIG: Setzen Sie ärztlich verordnete Medikamente niemals eigenmächtig ab. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt! Es gibt auch andere Möglichkeiten, die Stuhlverstopfung in den Griff zu bekommen.

Funktionelle Störungen #

Hier ist weder eine Erkrankung noch die Einnahme von Medikamenten die Ursache der Verstopfung. Es kann eine Darmträgheit ohne erkennbare Ursache vorliegen, bei der der Darminhalt zu langsam in Richtung Enddarm transportiert wird. Eine Verstopfung kann auch durch häufiges bewusstes Unterdrücken des Stuhldrangs entstehen, z.B. bei Zeitmangel und Stress bei normaler Transportzeit durch den Darm. Auch eine erschwerte Stuhlentleerung durch eine Störung der Beckenbodenmuskulatur ist möglich.

Chronisch habituelle Obstipation #

Bei der chronischen habituellen Obstipation handelt es sich um eine Funktionsstörung des Darms, deren Ursachen nicht eindeutig geklärt sind. Mögliche begünstigende Faktoren sind ballaststoffarme Ernährung, geringe Flüssigkeitszufuhr, Bewegungsmangel und häufiges Unterdrücken des Stuhldrangs (z.B. bei Stress und Zeitmangel). Obstipation kann aber auch bei viel Bewegung, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und ballaststoffreicher Ernährung auftreten. Auch eine erbliche Veranlagung wird diskutiert.

Welche Folgen kann eine Verstopfung haben? #

Chronische Stuhlverstopfung kann auf Dauer sehr unangenehme und zum Teil schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben.

Hämorrhoiden - eine bekannte Folge der Stuhlverstopfung #

Hämorrhoiden sind weit verbreitet. Jeder Mensch besitzt im Enddarm ein Hämorrhoidalgewebe, das zusammen mit dem Schließmuskel für den Feinverschluss des Afters sorgt. Durch ständig erhöhten Druck, Pressen und harten Stuhlgang leidet das Bindegewebe und es bilden sich Hämorrhoiden. Bei gesundem Bindegewebe bildet sich das gedehnte Gewebe nach dem Toilettengang wieder zurück. Bei anhaltender Dehnung und erhöhtem Druck bleiben die Hämorrhoiden mit der Zeit dauerhaft vergrößert und vergrößern sich sogar weiter. Auch die mechanische Reizung durch harten Stuhl belastet das empfindliche Gewebe. Ab einem gewissen Grad können Hämorrhoiden durch Juckreiz, Nässen und Blutungen sehr unangenehm und lästig werden.

Mastdarmvorfall (Rektumprolaps) #

Bei jahrelanger Stuhlverstopfung mit anhaltend erhöhtem Druck auf Enddarm und Schließmuskel kann es auch zu einem Mastdarmvorfall kommen. Dabei stülpt sich der Darm sichtbar und tastbar nach außen. Auch dies ist für den Betroffenen sehr unangenehm und kann mit Stuhlinkontinenz einhergehen.

Stuhlballen (Skybala) und Koprostase (Stuhlstau) #

Im Endstadium einer hochgradigen Verstopfung können sich so genannte Kotballen oder Kotsteine bilden, die der Darm aus eigener Kraft kaum noch vorwärts bewegen kann. Dann sind meist ärztliche oder pflegerische Interventionen wie Einläufe und starke Abführmittel notwendig. Im schlimmsten Fall können Kotsteine zu einem vollständigen oder teilweisen Ileus (Darmverschluss) führen, der mit sehr starken Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen einhergeht und lebensbedrohlich sein kann. Glücklicherweise ist dies sehr selten.

Divertikulose und Divertikulitis (Darmausstülpungen) #

Divertikel sind Ausstülpungen in der Darmwand des Dickdarm. Meistens sind sie im absteigenden Teil des Dickdarms, genau genommen in der S-förmigen Schleife des Dickdarms, dem Sigmoid, kurz vor dem Rektum zu finden. Divertikel sind in höherem Alter weit verbreitet und oft symptomlos. Sie werden durch eine ballaststoffarme Ernährung und chronische Verstopfung auf jeden Fall begünstigt. Problematisch können Divertikel vor allem dann werden, wenn Sie sich entzünden. Man spricht dann von einer Divertikulitis. Gefürchtet ist hier eine Abszessbildung, die lebensbedrohlich sein kann. Die Vorbeugung und Behandlung von Divertikeln entspricht den Maßnahmen bei Obstipation, zudem ist bei Übergewicht eine Gewichtsreduktion und eine Ernährungsumstellung hilfreich.

Warum kann Stuhlverstopfung Harninkontinenz begünstigen? #

Eine anhaltende Stuhlverstopfung belastet auf Dauer die Muskulatur des Beckenbodens und das dazugehörige Bindegewebe. Dadurch kann der Beckenboden seine Schließ-, Öffnungs- und Haltefunktion nicht mehr oder nicht mehr vollständig erfüllen. In der Folge kann es zu einer Gebärmuttersenkung und/oder Blasensenkung kommen, was wiederum eine Harninkontinenz begünstigt. Gleichzeitig können die Schließmuskeln des Beckenbodens ihre Funktion, insbesondere bei erhöhter Belastung, wie sie beim Husten oder Niesen auftritt, nicht mehr erfüllen und es kommt zu einer Stress- und Belastungsinkontinenz.

Es ist davon auszugehen, dass Obstipation selten die alleinige Ursache einer Beckenbodenschwäche ist, aber eine wichtige Rolle spielen kann. In den meisten Fällen kann eine Stuhlverstopfung gut behandelt werden.

Was hilft bei Stuhlverstopfung? #

Je nach Ursache der Stuhlverstopfung muss die Behandlung bzw. Vorbeugung individuell gestaltet werden. Dazu gehören gegebenenfalls eine Ernährungsumstellung, eine Anpassung der Flüssigkeitsmenge, mehr Bewegung im Alltag, der Einsatz von Quellstoffen und Hausmitteln und als letzte Möglichkeit der Einsatz von Abführmitteln, so genannten Laxantien.

Ballaststoffreiche Ernährung bei Stuhlverstopfung #

Generell empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, täglich 30 g Ballaststoffe zu sich zu nehmen, wobei der Bedarf je nach Gewicht und Alter individuell variieren kann. Ballaststoffe, auch Nahrungsfasern genannt, sind unverdauliche Nahrungsbestandteile, die im Darm aufquellen, dadurch an Volumen gewinnen und die Darmperistaltik anregen. Dadurch bleibt der Stuhl weich und kann den Darm schneller passieren. Ballaststoffe sind vor allem in Vollkornprodukten wie Vollkornbrot, Vollkornnudeln, Vollkornreis, aber auch in Hirse und Hülsenfrüchten enthalten. Besonders ballaststoffreich sind Leinsamen und Flohsamen. Auch Gemüse und Obst enthalten viele Ballaststoffe. Um auf 30 g pro Tag zu kommen, sollte man beispielsweise drei Scheiben Vollkornbrot, eine Portion Früchtemüsli, zwei bis drei mittelgroße Kartoffeln, zwei mittelgroße Möhren, zwei Kohlrabi, einen Apfel und eine Portion Rote Grütze essen.

Hausmittel: Eingeweichte Dörrpflaumen und/oder Feigen helfen manchen Menschen bei der Verdauung.

WICHTIG: An eine ballaststoffreiche Ernährung muss man sich langsam gewöhnen. Sonst kann es zu Blähungen und Unwohlsein kommen. Bauen Sie nach und nach immer mehr ballaststoffreiche Lebensmittel in Ihre Ernährung ein und trinken Sie vor allem entsprechend mehr. Ballaststoffe brauchen Flüssigkeit zum Quellen

Ballaststoffreiche Ernährung bei Pflegebedürftigkeit und Kau- und Schluckbeschwerden #

Stuhlverstopfung und Inkontinenz treten sehr häufig bei Pflegebedürftigkeit auf, die im hohen und sehr hohen Alter zunimmt. Bei älteren Menschen besteht häufig die Einschränkung, dass Gemüse und Obst, aber auch Vollkornprodukte aufgrund von Zahnprothesen, fehlenden Zähnen oder auch mangelnder Kieferkraft nicht mehr gekaut und somit nicht mehr verzehrt werden können. Hier ist es wichtig zu wissen, dass Gemüse und Obst, auch stark zerkleinert, bis hin zu Smoothies oder Breien, die gleichen Ballaststoffe enthalten und in dieser Form auch von Menschen mit Kau- und ggf. Schluckbeschwerden verzehrt werden können.

Zum Frühstück kann so z.B. anstatt eines Griesbreis, ein Haferflocken-, Dinkelschrot- oder Hirseflockenbrei serviert werden. Obst und auch Gemüse wie Salat, Gurken, Staudensellerie, Fenchel, Karotten etc. lässt sich wunderbar in grünen, leckeren Smoothies verarbeiten, die zudem reich an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen sind. Gemüse kann zudem fein geschnitten und gegart gut verzehrt werden. Bei Vollkornprodukten sollten sie auf, fein vermahlene Vollkornprodukte ggf. ohne Körner achten. Eine evtl. harte Rinde des Brotes kann abgeschnitten werden. Mit diesen Tricks lässt sich auch bei Kau- und Schluckbeschwerden sehr häufig eine ballaststoffhaltige und sogar ballaststoffreiche Ernährung sicherstellen.
Flüssigkeitsaufnahme bei Stuhlverstopfung
Auch unabhängig von einer Stuhlverstopfung gilt die Empfehlung 1,5 bis 3l täglich zu trinken. Dabei sollte auf ungesüßte Getränke wie Wasser und ungesüßte Tees und evtl. Saftschorlen zurückgegriffen werden. Bei Stuhlverstopfung ist eine hohe Flüssigkeitsaufnahme umso wichtiger, um den Nahrungsbrei weich zu halten und Ballaststoffen genügend Quellflüssigkeit zur Verfügung zu stellen.

Hausmittel: Trinken Sie auf nüchternen Magen ein großes Glas warmes Wasser

Bewegung bei Stuhlverstopfung #

Bleiben Sie so viel wie möglich in Bewegung. Gerade im Alter und bei Pflegebedürftigkeit fällt das nicht immer leicht, aber auch hier gilt: Jeder Schritt ist ein guter Schritt. Bewegung, und sei es nur ein kleiner Spaziergang oder ein paar Schritte, bringt Kreislauf und Stoffwechsel in Schwung und wirkt sich so auch positiv auf die Darmperistaltik aus.

“Toilettenrhythmus” bei Stuhlverstopfung #

Besonders wenn die Neigung besteht, den Stuhldrang häufig zu unpassenden Zeitpunkten zu unterdrücken, kann es hilfreich sein, einen Rhythmus in die Toilettengänge zu bringen. Morgens nach dem Frühstück 10 Minuten in Ruhe auf der Toilette, auch wenn zunächst kein Stuhl kommt, kann nach einiger Zeit einen regelmäßigen Stuhlgang provozieren. Dabei bitte nicht “pressen”, sondern einige Male bewusst und tief in den Bauch ein- und ausatmen. Häufiges und starkes Pressen erhöht das Risiko für Hämorrhoiden oder deren Vergrößerung erheblich.

Leinsamen bei Verstopfung #

Leinsamen sind ein sehr gesundes, preiswertes und überall erhältliches Hausmittel und können einen wertvollen Beitrag zu einer gesunden Ernährung leisten.
Die kleinen braunen oder goldgelben Samen sind nicht nur reich an Ballaststoffen, sondern enthalten auch die wertvolle Omega-3-Fettsäure Linolsäure. Außerdem enthalten sie Eiweiß, B-Vitamine, Kalzium, Magnesium, Folsäure und Vitamin E. Leinsamen werden ganz oder geschrotet angeboten. Um die wertvollen Inhaltsstoffe besonders gut aufnehmen zu können, werden sie am besten frisch geschrotet verzehrt. Bereits geschrotete Leinsamen sollten nicht zu lange aufbewahrt werden, da sie sonst ranzig werden.
Um den Ballaststoffgehalt zu nutzen, können Leinsamen auch über Nacht in Wasser eingeweicht und dann pur oder im Müsli oder Frühstücksbrei verzehrt werden. Beim Verzehr im Ganzen können jedoch nicht alle Nährstoffe aufgenommen werden. Als Maximaldosis gelten 2-3 Esslöffel, aber auch hier gilt: langsam beginnen und die individuelle Dosis herausfinden.

Abführmittel
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Wenn alles nichts hilft oder andere Maßnahmen nicht möglich oder nicht durchführbar sind, gibt es in Drogerien und Apotheken ein breites Angebot an Abführmitteln, in der Fachsprache Laxanzien genannt.
Die verschiedenen Abführmittel gibt es in unterschiedlichen Darreichungsformen wie Pulver, Tee, Tabletten oder Zäpfchen. Zur Not auch als kleiner Einlauf. Die Wirkungsmechanismen sind im Einzelnen unterschiedlich. Generell gilt, dass sie entweder Flüssigkeit binden und damit das Stuhlvolumen vergrößern oder verhindern, dass dem Stuhl Flüssigkeit entzogen wird und die Darmperistaltik anregen und so für eine schnellere Darmpassage und Entleerung sorgen.

Die gebräuchlichsten Laxantien - ein Überblick
Macrogol/Movicol
Macrogol, auch Polyethylenglykol genannt, ist eine künstlich hergestellte Substanz, die Wasser im Stuhl bindet und so verhindert, dass das Wasser von der Darmwand aufgenommen wird. Dadurch wird der Stuhl weicher und bewegt sich schneller in Richtung Darmausgang. Macrogol verbleibt im Darm und wird unverdaut ausgeschieden. Die Wirkung tritt nach 12-48 Stunden nach der Einnahme ein. Macrogol wird als Pulver in Tütchen verkauft und ist apothekenpflichtig, aber frei verkäuflich. Es wird in Wasser aufgelöst und ist geschmacksneutral. Es wird im Allgemeinen gut vertragen, kann aber gelegentlich zu Blähungen und bei Überdosierung zu Durchfall führen. Die richtige Dosierung liegt zwischen 1 ½ und bis zu 4 Tabletten täglich und muss individuell gefunden werden.

Generell gehört Macrogol zu den empfehlenswerten Abführmitteln, es entsteht keine Abhängigkeit. Gerade bei Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Multipler Sklerose, Demenz oder auch Diabetes und bei der Einnahme von obstipationsfördernden Medikamenten, wo eine dauerhafte Obstipationsprophylaxe erforderlich ist, ist Macrogol das Mittel der ersten Wahl. Eine längerfristige Einnahme sollte aber in jedem Fall mit dem Arzt besprochen werden.

TIPP: Macrogol wirkt besser, wenn es regelmäßig in kleinen Dosen eingenommen wird, als wenn es bei bereits bestehender Verstopfung hin und wieder in großen Mengen eingenommen wird. Ein schmerzfreier, weicher Stuhlgang mindestens alle zwei Tage sollte angestrebt werden.

Milchzucker/Lactulose
Lactulose, als Sirup oder Pulver rezeptfrei erhältlich, ist ein künstlich hergestellter Zweifachzucker, der Wasser im Darm bindet, nicht in die Blutbahn aufgenommen wird und dadurch das Stuhlvolumen erhöht, den Stuhl weicher macht und die Peristaltik anregt. Hinzu kommt, dass der Zweifachzucker im Dickdarm von den dort lebenden Bakterien teilweise abgebaut wird und Gase entstehen, die die Peristaltik zusätzlich anregen. Die abführende Wirkung tritt je nach eingenommener Menge 2-10 Stunden nach der Einnahme ein, kann aber auch deutlich länger anhalten. Lactulose kann zu Blähungen, Flatulenz und Durchfall führen, besonders zu Beginn der Behandlung. Grundsätzlich eignet es sich wie Macrogol zur Langzeiteinnahme bei chronischen Erkrankungen und/oder Medikamenteneinnahme. Auch hier sollte die Einnahme jedoch mit dem Arzt abgesprochen bzw. von ihm verordnet werden.

Bisacodyl und Natriumpiocsulfat (Handelsnamen Dulcolax und Laxoberal).
Beide Wirkstoffe sind aus der Werbung bekannt und in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich. Als Tropfen mit dem Vorteil der individuellen Dosierung, als Dragees, Tabletten und Zäpfchen (Suppositorien). Auch die Wirkungsweise ist ähnlich. Die Wirkstoffe regen die Darmperistaltik an und ziehen Flüssigkeit in den Darm, so dass der Stuhl weicher wird und leichter ausgeschieden werden kann. Das Medikament entfaltet seine Wirkung erst im Dickdarm und behindert nicht die Nährstoffaufnahme im Dünndarm. Die abführende Wirkung ist sehr zuverlässig und tritt nach 4-8 Stunden ein. Es wird empfohlen, vor allem die oralen Darreichungsformen wie Tropfen und Dragees abends einzunehmen, um eine morgendliche Defäkation zu erreichen. Laxoberal und Dulcolax können häufig Bauchschmerzen, Blähungen und Unwohlsein verursachen.

Gegenanzeigen: Bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, starken Bauchschmerzen und Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes sollte Bisacodyl nicht angewendet werden.

Dulcolax und Laxoberal sind in jedem Fall Mittel der zweiten Wahl bei Stuhlverstopfung und sollten nur eingesetzt werden, wenn eine Ernährungs- und Lebensumstellung nicht möglich ist und Quellmittel keinen ausreichenden Erfolg bringen. Beide Wirkstoffe sollten nur kurzfristig in Eigenregie angewendet werden und bei längerfristiger Anwendung vom Arzt verordnet werden.

Weitere Abführmittel
Neben den beschriebenen Abführmitteln gibt es noch eine Vielzahl weiterer pflanzlicher Abführmittel. Am besten lässt man sich in der Apotheke beraten. Auch pflanzliche Wirkstoffe sind nicht immer unbedenklich und nebenwirkungsfrei und sollten nicht ohne ärztliche Rücksprache auf Dauer eingenommen werden.

Stuhlverstopfung - wann sollte ich einen Arzt aufsuchen? #

Wenn sich eine Stuhlverstopfung durch die oben beschriebenen Maßnahmen nicht beheben lässt, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Manchmal kann eine ernsthafte Erkrankung dahinter stecken. Vor allem, wenn sich Verstopfung und Durchfall abwechseln oder Blutbeimengungen im Stuhl zu sehen sind. Die langfristige Einnahme von Abführmitteln sollte immer mit dem Arzt besprochen werden.

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